Süß trifft auf salzig

Die geplante Vertiefung der Unterweser hat massive Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Zum grundsätzlichen Verständnis müssen zunächst die besondere Situation der Wesermündung und die  damit verbundenen ökologischen Folgen erläutert werden. Bei der Wesermündung handelt es sich um ein sogenanntes Ästuar. Das Ästuar Weser wird gekennzeichnet durch eine trichterartig erweiterte Flussmündung an der Küste mit Tidenhub (Gezeiten). An der Nordseeküste sind hierfür auch die Elbe und Ems Beispiele. Die Zusammensetzung der Wasserzonen wird somit sowohl vom einströmenden Meerwasser (Salzwasser), als auch vom ausströmenden Flusswasser (Süßwasser) bestimmt. Auf diese Weise bilden sich drei Wasserzonen: Süßwasserzone, Brackwasserzone (Mischungszone von Salz- und Süßwasser) und die Salzwasserzone.

So sind Ästuare in etwa aufgebaut. Zwei Wassermassen treffen aufeinander und vermischen sich.

Tiere und Pflanzen werden bedroht

Es entsteht ein einzigartiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, vor allem im Bereich der tidenabhängigen Süßwasserzonen. Eine Vertiefung der Weser bewirkt, dass sich die Brackwasserzone vergrößert und weiter stromaufwärts getragen wird. Somit dringt salzhaltiges Wasser in die ehemalige Süßwasserzone vor und gefährdet die dortige Tier- und Pflanzenwelt.

Selbst in den Nebenflüssen der Weser sind die Veränderungen durch die Vertiefungen zu spüren. Hier an der Wümme gibt es Probleme durch Uferabbrüche und zu hohe Fließgeschwindigkeiten, die den Tieren das Leben erschweren.
Die Wesermarsch ist von einem ausgeklügelten Netz an Gräben durchzogen. Regelmäßig wird dieses mit Süßwasser aus der Weser gespeist. Problem ist, dass dieses Wasser immer salziger wird. Dieses Bild ist im Rahmen der Kunstaktion während der öffentlichen Salzmessung der Weser in Brake entstanden.

Weidehaltung wird erschwert

Durch die Weservertiefung können größere Wassermengen aus der Salzwasserzone tiefer in die Weser vordringen. Dies gilt besonders für den Bereich der Unterweser. Das salzhaltige Wasser in Gräben und Sieltiefen kann von der Landwirtschaft immer weniger zur Bewässerung der Felder oder für die Versorgung von Tieren genutzt werden. Zukünftig würde das notwendige Zuleiten von Süßwasser aus der Weser erschwert und die Landwirte würden zu einem Zukauf von Süßwasser gezwungen werden.